Sehr geehrter Herr Professor Dr. Zentes,
in großer Sorge schauen die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion im Landkreis Karlsruhe nach Philippsburg. Würde das Reifenwerk Goodyear geschlossen werden, wäre dies für die Stadt und die Region ein Strukturbruch.
Der Verlust ihres Arbeitsplatzes entzöge 890 Mitarbeitern die wirtschaftliche und finanzielle Existenzgrundlage für ihre Familien. Da ein großer Teil der Beschäftigten lediglich angelernte Arbeitskräfte sind, würde die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sehr schwierig werden.
Wir wissen, Goodyear-Beschäftigte identifizieren sich besonders stark mit ihrem Unternehmen. Ihre Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit zeigen sich an verschiedenen Parametern: Goodyear-Reifen aus Philippsburg sind hochwertige Produkte mit bestem Image; eine Reihe technologischer Inventionen der Philippsburger Reifenbauer erfüllen spezifische Kundenwünsche; in für den Konzern schwierigen Zeiten verzichteten die Mitarbeiter auf größere Teile ihres Lohnes, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Nach unseren Informationen wäre bereits jetzt eine größere Produktion von Reifen im A-Segment möglich. Die aktuelle Überproduktionskapazität von Reifen im B-Segment könnte solidarisch von allen sechs Werken des Goodyear Dunlop-Konzerns bewältigt werden. In Zeiten zunehmender Elektromobilität dürfte die Nachfrage nach kleineren, hochwertigen Reifen wieder steigen.
Die Vorteile des Standortes Philippsburg gelten nach wie vor: Zwischen den Oberzentren Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg gelegen ist die Stadt über die B35, B36 und B9 sehr gut an das Autobahnnetz angebunden. Das Werksgelände liegt außerhalb des Siedlungsgebietes und ist mit rd. 12 ha Erweiterungsfläche groß genug für zukünftige Investitionen.
Vor 50 Jahren konnte Goodyear das Betriebsgelände zu einem extrem günstigen Preis erwerben. Der Gewerbesteuer-Hebesatz von 330 v. H. ist seit Jahrzehnten gleichbleibend niedrig. Die Stadt hat nach dem Großbrand 2004 die Kosten für die Feuerwehren vollständig übernommen. Auch die Goodyear-Zufahrtsstraße wurde von der Stadt finanziert. Beide Benefits machen eine Summe von über 2 Millionen Euro aus. Nach unserer Einschätzung ist dies eine großzügige Wirtschaftsförderung, die Anerkennung verdient.
Sehr geehrter Herr Professor Zentes, aus all diesen Gründen bitten wir Sie und die Mitglieder des Aufsichtsrates inständig, das Goodyear-Werk in Philippsburg zu erhalten. Wir appellieren an Ihre Führungsverantwortung: Geben Sie Ihren 890 Mitarbeitern in Philippsburg neue Hoffnung!
Mit freundlichen Grüßen
Markus Rupp
Bürgermeister und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag Karlsruhe